Was Worte bewirken und wie sie heilen

Es ist interessant, dass wie über unsere eigenen, tief in uns verankerten Heilkräfte nur selten nachdenken oder ihnen keine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit beimessen. Äusseren Einflüssen, wie Medizin und Medikamenten wird mehr Heilkraft zugesprochen als dem eigenen Psyche-Körper-System. Dabei müssten wie es doch eigentlich besser weissen: Von klein auf schützen und heilen wir uns selbst. Allerdings geschehen diese Prozesse unbewusst. Grippe, Erkältungen, Wunden und die damit einhergehenden Entzündungen bei äusseren Verletzungen heilen meist nach einiger Zeit ohne den Einfluss von Medikamenten. Welcher Aufwand in unserem Körper betrieben wird, um diese Störungen zu beseitigen, ist uns meist nicht einmal annähernd bewusst. Abgesehen von diesen eher seltenen Ereignissen, die Erkältungen oder Verletzungen darstellen, sind wir – unbewusst – ständig damit beschäftigt, einen Zustand der Funktionalität zu erhalten, den wir als Gesundheit bezeichnen.

Wie können Worte heilen?

Wir gehen gewohnheitsmässig davon aus, dass Tabletten, Tropfen, Salben und Säfte einen heilenden Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Meist wissen wir das nicht aus eigener Erfahrung, sondern glauben an das, was die Medien oder bestimmte Menschen (Eltern, Ärzte, Drogisten, Lehrer, …) uns sagen. Dass wir dabei nicht immer gut beraten sind, ist auch bekannt.

In dem wir die Kompetenz für die Heilung unseres Körpers und unserer Psyche fast völlig nach aussen verlagern, nehmen wir uns die Verantwortung und Mühe, uns selbst darum zu kümmern. Im Gegenteil gestattet sich der eine oder andere gesundheitsschädigendes Verhalten (Rauchen, Alkohol, Medikamente, bewusste Überlastung im sportlichen oder beruflichen Bereich) obwohl er die Folgen kennt.

Er ist also bekannt, dass bestimmte Stoffe einen heilenden Einfluss auf unseren Körper haben. Dass dies auch Worte sein können, ist schwer zu glauben und wird eher in das Zwielicht der Magie oder Esoterik eingeordnet.

Was sind Worte?

Sie sind gesprochen oder geschrieben und sind fähig, etwas in uns zu bewirken. Sobald etwas zu uns gesagt wird, das einen wesentlichen Einfluss auf unser Leben hat (Kündigung des Arbeitsplatzes, gesundheitlich einschneidende Diagnosen, Verlust eines geliebten Menschen …), reagieren wir körperlich darauf. Das wissen wir, weil einige Veränderungen im Körper – sogenannte Symptome – ohne Hilfsmittel erfasst werden können: Die Herzfrequenz verändert sich, die Atmung auch, das Gesicht wird rot oder weiss, unsere Knie zittern, oder wir fühlen uns gestärkt … Jemand der eine Phobie z.B. vor Schlangen hat, dem reicht es, wenn ich ihm von einer Begegnung mit einer Schlange erzähle, dass seine Hautoberfläche spürbar einen anderen Widerstand aufweisst, seine feinen Armhärchen sich möglicherweise etwas aufrichten oder gar Kälteschauer den Rücken hinunter rauschen.
Es gibt weitere körperliche Auswirkungen von Worten, die zwar nicht sichtbar, aber dennoch messbar sind. Ihre Zahl nimmt in dem Mass zu, in dem die Messinstrumente verfeinert werden (hormonelle Veränderungen, Spannungsveränderungen in den Muskeln, Verdauungsvorgänge …)

Worte beeinflussen uns also eindeutig körperlich. Wie wenig wir uns dessen im Alltag bewusst sind, ist erstaunlich und liegt vermutlich daran, dass in unserem alltäglichen Denken leider nur geringen Wert auf die Wahrnehmung der Vorgänge in uns selbst gelegt wird – es sei denn, wir funktionieren nicht „richtig“, indem wir krank werden.

Eigentlich ist es aber nicht das Wort, das diese besagte Wirkung in uns hervorruft. Das wird deutlich, wenn die Worte nicht gehört, sondern lediglich gelesen werden. Worte rufen eine Resonanz in uns hervor, die in Form von Vorstellungen und Gefühlen in uns übersetzt werden. Eine ähnliche Wirkung bergen Gesten oder Bilder – manchmal ist sie sogar noch stärker.

Worte sind primär nur etwas Äusseres, das zunächst nichts mit uns zu tun hat. Jedes Wort kann erst dann in uns wirksam werden, wenn es von uns (bestimmten Gehirnarealen und unserem Unterbewusstsein) übersetzt und als etwas erkannt wurde, das in irgendeiner Form wesentlich für uns ist. Dann wird es (durch Hormonausschüttungen) in psychische und körperliche Reaktionen umgesetzt.

Am Beispiel des Wortes ‚Ruhe’ ist diese Wirkung erfahrbar. ‚Ruhe’ hat eine recht eindeutige Bedeutung und wird gerne mit Bildern wie Sofa, Bett, Spaziergang in schöner Natur, einem stillen See oder Ähnlichem assoziiert. Diese Bilder enthalten persönliche Erfahrungen der Ruhe. Wenn ich Sie jetzt frage, wie es sich anfühlt, wenn Sie zur Ruhe kommen, dann hilft es Ihnen, sich an Situationen zu erinnern, in denen Sie ruhig waren. Indem derartige Bilder „hervorgerufen“ werden, bewirken sie körperliche und psychische Prozesse, die schliesslich die momentane Ruhe begünstigen. Das System nähert sich dem Zustand an, der damals während der ruhigen Phasen (im Bett, am See oder Strand) vorherrschend war. Wird ein Wort sehr häufig mit einem Bild oder Gefühl verbunden, kann nach einiger Zeit das Wort vermutlich alleine – ohne Umweg über das assoziierte Bild – den Zustand hervorrufen. Diese Prozesse kennen wir beispielsweise aus dem autogenen Training.

Indem in einem Text zahlreiche Wörter verwendet werden, die sicher oder mit grösster Wahrscheinlichkeit mit dem angestrebten Zustand verknüpft sind, kann dieser Text ‘Ruhe’ nicht nur hervorrufen, sondern auch vertiefen.

In Zuständen der Ruhe ist das Unbewusste – als zuständige Instanz für Gesundheit und Heilung – offen für Ideen, die normalerweise durch feste Einstellungen abgeschottet sind. Die kreativen Selbstheilungskräfte können in tiefer Ruhe angesprochen werden.

Werden die verwendeten Worte mit einer ruhigen Stimme und Sprechweise kombiniert, dann verstärkt sich die Wirkung. Wenn Sie die Geschichten nicht hören, sondern lesen, dann versuchen Sie, offen zu sein, für die Bilder und Vorstellungen, die sie hervorrufen. Lassen Sie Ideen zu und folgen Sie den Gedanken und Bildern, die Ihnen gut tun.

Wir verfügen über enorm viele Fähigkeiten. Ohne unser Bewusstsein damit zu belasten, werden sämtliche Funktionen des vegetativen Nervensystems, aber auch alle Bewegungen, letztlich unbewusst koordiniert. Auch wenn wir die einzelnen Körperbewegungen bewusst beabsichtigen, wird die Beteiligung der einzelnen Muskeln unbewusst gesteuert. Alle Regenerationsaufgaben innerhalb des Körpers, die Immunabwehr, der Schutz vor, und die Heilung von Krankheiten werden ebenfalls unbewusst gesteuert. Es ist beinahe unmöglich, bewusst in diese Prozesse einzugreifen. Eine Brücke in das Unterbewusstsein ist die Vorstellung. Indem man sich einen unbewusst steuerbaren Vorgang vorstellt – anders ausgedrückt: das Ziel, welches erreicht werden soll – kann das Erreichen des gewünschten Zustandes gefördert und unterstützt werden. Bei der Steigerung der Durchblutung oder der Entspannung der Muskulatur durch autogenes Training zum Beispiel, ist das leicht erfahrbar.

Die Quintessenz daraus ist, dass wir demzufolge unseren unbewussten Prozessen mehr vertrauen können, als wir es normalerweise tun.

Diese Tatsache mache ich mir in meiner Arbeit gerne zu nutze. Indem ich ausgesuchte Metaphern in geführte Entspannungsübungen einbaue, welche direkt mit dem Thema meines Klienten zusammenhängen, kann ich die angestrebten Ziele jeweils ideal unterstützen und fördern.

Zu diesem spannenden Thema hat unter anderem der Autor Daniel Wilk, Diplompsychologe mit Zertifikat in klinischer Hypnose M.E.G. einige interessante Bücher geschrieben.